DUM NR. 84

THEMA: BALZ - Von Romantisch bis unterm Tisch
Mit: Theodora Bauer - Interview * Gerrit Reinmüller * Hartmut Holger Kraske * Monika Weber * Raoul Eisele * Martin Peichl * Ingrid Svoboda * Adi Traar * Andrea Kerstinger * Susanne Sophie Schmalwieser * Kerstin Campbell * Horst Leiwig * ChristiAna Pucher * Martin Dost * Franziska Zussner * René Oberholzer * Harald Darer * Sanja Abramovic * Klaus Papula * Daniel Klaus * flimmern.fischen

Rezensionen: Robert Prosser - Phantome * Theodora Bauer - Chikago

Zeichnungen: Eckholz

Preis: EUR 3,30.- (EUR 5.- außerhalb Österreichs)
Förder-Abo (4 Ausgaben): EUR 13.- (EUR 20.- außerhalb Österreichs)
Bestellung: Online, per E-Mail (dummail@gmx.at) oder unter 0664 / 4327973.


DUM-Interview: "DU MUSST RAUSGEHEN" mit Theodora Bauer


Leseproben aus DUM 84:

EIN VERSÖHNUNGSAKT MIT GERALDINE
(Hartmut Holger Kraske)

In einem Hotelzimmer. Irgendwo im Süden unserer verwundeten Herzen.
Geraldine sitzt mit ihrem perfekten nackten Hintern auf meiner frisch rasierten Brust. Keine Ahnung, was Geraldine sonst noch so treibt, während sie einfach nur so auf meiner Brust herumsitzt. Manchmal tut sie das stundenlang, während sie dabei einfach nur aus dem Fenster zu starren scheint. Ich weiß nicht woran Geraldine denkt, während sie auf meiner Brust zu reiten scheint. Ein leicht treibendes Beben geht durch ihre Hüften, während sie auf mir eine Art Dressurreiten trainiert. Ohne Vorwarnung geht sie über zum Galopp, wobei ihr Hintern auf meiner Brust auf und ab hüpft. Mir stockt der Atem.

Der Morgen danach im eigentlich zeitlosen Leben mit Geraldine. Wir beide, in einem Hotelzimmer, irgendwo in Spanien. Nein, nicht im wirklichen Spanien, sondern in einem fiktiven surrealen Spanien wie von Salvatore Dali gemalt. Wahrscheinlich ist es nicht mal Spanien, sondern nur irgendein südliches Land in einem surrealen südlich gelegenen Fiebertraum. Ich betrachte mein Gesicht in einem ovalen Spiegel. Mein von Weibern und Wettern gegerbtes, bärtiges faltiges altes Piratengesicht. Ich nehme die Schere die, wie vom Schicksal dort abgelegt, auf der Kommode liegt und schnipple mir damit im zerzausten Barthaar herum. Die surreal wirkende Morgensonne guckt vorsichtig durch das geöffnete Fenster, welches neben dem ovalen Spiegel wie ein blindes Auge wirkt. Doch die Sonne starrt nicht auf mich. Die Sonne guckt, einem lüsternen Spanner gleich, zu Geraldine. Die geht schon am frühen Morgen ihren unberechenbaren Gelüsten nach. Mein Blick driftet zurück in den Spiegel, zu meinem Spiegelbild. Ich schnipple mir mit der Schere die letzten Barthaare aus dem Gesicht. Jetzt sehe ich aus wie eine faltige alte Hexe. Wäre ich doch besser ein alter faltiger Pirat geblieben.
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HOFFNUNGSSCHIMMER
(Martin Peichl)

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12.
Wenn du besoffen bist,
klingt deine Stimme wie der Wörthersee,
ca. 85 Meter tief
oder wie ein Kellergassenfest im Weinviertel
kurz vor Mitternacht.
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Ingrid Svoboda

ein FISCHGERICHT wollte ich im urlaub am meer gehört das doch dazu und am abend saßen wir in der gut besuchten taverne bald gab es getränke dann lange nichts aber näher und näher rücktest du mit deinem stuhl zu dem meinen plötzlich verschwand eine hand unterm tisch war zuerst an später zwischen meinen beinen lass das sagte ich endlich war das essen serviert ein ganzer fisch in pistazienkruste safranreis und schaum von tomate trotzdem bliebst du beharrlich auf einmal rollte der fisch seine augen hin und her wedelten seine flossen er
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KONSTANZE MIT DEN GRÜNEN AUGEN
(Klaus Papula)

Konstanze hat grüne Augen und einen großen Busen. Wenn sie eine Bluse kauft, ihr Schrank ist voller Blusen, sie trägt eigentlich immer eine Bluse, schneidet sie die ersten beiden Knöpfe am Dekolletee sofort weg. Bei manchen Blusen schneidet sie sogar drei Knöpfe weg. "So", sagt sie, zupft am Ausschnitt herum, dreht sich vor dem Spiegel, wirft die Knöpfe in den Mistkübel. Sie braucht sie nicht mehr. So eine Frau ist sie. Sicher in ihrem Stil. Flink mit der Schere.

Einmal habe ich heimlich einen vierten Knopf weggeschnitten, was sie aber sofort gemerkt hat. "Hol Nadel und Zwirn", sagte sie. Ich musste den Knopf wieder annähen und stach mir dabei mit der Nadel in den Finger. "Ich blute", sagte ich, "ich bin verletzt." "Wenn Du mir die Bluse blutig machst, ist es aus", sagte Konstanze. Natürlich hatte sie damit recht. Keiner soll die Bluse seiner Frau ruinieren. Später habe ich neben den einen Knopf noch einen weiteren angenäht, weil mir danach war. Sie hat ihn sofort wieder abgeschnitten, und ich musste ihn essen. Es war natürlich nicht richtig, diesen zweiten Knopf anzunähen. Es war übermütig, frech, dumm. Sie hätte mich auch noch die Nadel schlucken lassen können, was sie aber nicht getan hat.
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BALZPROBLEME
(Andrea Kerstinger)

Wenn er mit ihr liebäugelt, sie aber nur die Augen verdreht,
wenn er ihr schöntut, sie ihn aber hässlich findet,
wenn er sie sich anlacht, sie ihn aber auslacht,
wenn er ein Hemd trägt, sie aber zugeknöpft ist,
wenn er auf sie abfährt, sie aber lieber zu Fuß geht,
wenn er ihr hinterherrennt, sie aber schneller ist,
wenn er sie sich angeln will, sie aber nicht anbeißt,
wenn er an ihren Lippen hängt, sich aber an ihr die Zähne ausbeißt,
wenn er ihr den Hof macht, sie aber keinen Narren an ihm gefressen hat,
wenn er sich nach ihr verzehrt, sie aber keinen Hunger hat,
wenn er das Feuer in ihr entfachen will, sie sich aber nicht entflammen lässt,
wenn er sie anbraten will, sich dabei aber die Finger verbrennt,
wenn sie ihn heiß macht, er sie aber kalt lässt,
dann ist das wohl nicht sein Tag.