DUM NR. 63

THEMA: VERKATERT
Mit: Vea Kaiser - Interview * M.A. Sieber * Brigitta Buchner * Nicole Mahal * Stan Lafleur * Sabrina Schauer * Markus Prem * Bettina Dobnig * Stephan Groetzner * Katharina Wagner * Christian Schreibmüller * Renate Aichinger * Manfred Schrempf * Thomas Havlik * Jan Decker * Angelica Seithe * Wolfgang F. Berger * Andi Pianka * Valerie Melichar * Annemarie Regensburger * Isabella Breier * H.C. Roth * Lars Ruppel * Der Wortvertreter

Rezensionen: Milena Michiko Flašar - Ich nannte ihn Krawatte * Jan Off - Happy Endstadium * Emily Walton - Mein Leben ist ein Senfglas

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Förder-Abo (4 Ausgaben): EUR 13.- (EUR 20.- außerhalb Österreichs)
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DUM-Interview: "Wie mit dem Hasen und dem Igel" mit dem Vea Kaiser


Leseproben aus DUM 63:

AUF DEN ERSTEN BLICK
(Nicole Mahal)

Plötzlich die Idee, der Mond könnte mir ins Gesicht scheinen. Die Bässe sind wuchtig, meine Haut vibriert im Takt. Die Nachtlichter der Stadt werfen ihre Schlieren an die Glasfront. Ich sitze, obwohl ich lieber stehen würde. Im Blick die Tür und die Straße und den Himmel mit dem Vollmond. Das Handy liegt dunkel vor mir. Ich habe den Wecker auf Mitternacht gestellt. Dann wird es aufleuchten und brummen. Das Brummen werde ich nicht hören. Das Aufleuchten wird mir mitteilen, dass in etwa zehn Minuten Hermann bei der Tür herein kommen wird.

Ich bin zum ersten Mal in diesem Lokal und kenne niemanden persönlich, aber ich habe sie alle schon nächtelang von zu Hause über die Webcam beobachtet. Vor viereinhalb Wochen habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Zuerst nur undeutlich aus der Ferne. Ein Mann mit Schal. Kommt rein, stellt sich an die Bar. Bestellt. Zerhackte Bewegungen. Zoome ihn heran. Bier im Glas. Schwarzes Haar, schwarzes Hemd und dunkle Hose.
...


HEUCHELEI
(Markus Prem)

auf eine
drogenfreie
stadt

prosteten
die politiker

einander
zu


veget.Arier.
(Wolfgang F. Berger)

heute ist samstag. ichabe ein wenig alkohol getrunken und komme nun in die stimmung mich totzusaufen. stattdessen falle ich unter den tisch und schlafe dort ein, vielleicht erwache ich morgen, vielleicht nicht. in alter unfrische und erzürne meine umgebung mit meinem zorn. den tag verbreite ich über meine familie und zwinge sie mit leidenschaft dazu, mich für ein paar stunden freizukaufen. unfreiwillig natürlich. dann gehe ich wieder schlafen. neuerdings selber dazu erwählt, mich darüber zu erkundigen, ob trunkenheit eine steuer gewährleistet. dann schlafe ich wieder ein, wache viermal auf und gehe in die arbeit, wo ich weiterhin menschen treffe, die mich nicht sonderlich begeistern. natürlich träume ich tausend mal davon zu schreiben, etwas zu bewegen. was ich weiterhin nicht mache. ich sitze also wieder im büro und müller kommt herein. nach vier stunden geht er wieder und ich bin etwas schlauer. ich weiß, wie man im autocad die einstellung "constant" jetzt etwas intelligenter verwendet.
darüber sitze ich im stuhl und meditiere grinsend. wie wenn ich keine kopfschmerzen hätte beinah.
wie viel heute schon passiert ist.
...


VOGELKUNDE FÜR STÄDTEBEWOHNER
(Jan Decker)

Ein Vogelkonzert am frühen Morgen, mit Rotkehlchen, Buchfink und Mönchsgrasmücke. Was gibt es Schöneres? Walther Lembeck, Vogelstimmensammler und Rentner, lässt fünf verpackte Leberwurstbrote in den Stoffbeutel gleiten, auf dem eine nistende Heckenbraunelle abgebildet ist. Der Star, ein ausgesprochener Langschläfer, war noch nicht zu vernehmen. Dafür haben Amsel und Hausrotschwanz ihr schönes Lied zu singen begonnen. In der Brutzeit kann der Städtebewohner besonders viele Vogelstimmen hören. Es sind die gesangsbegabteren Männchen, die Weibchen anlocken wollen, und ihr Revier gegen Konkurrenten abgrenzen. Das Wort Nuttensafari, von seiner Nachbarin Frau Sperling für den Morgenspaziergang erfunden, dreht die Vogelwelt allerdings auf den Kopf. Von fleischlichen Gelüsten ist Walther Lembeck befreit. Das hätte Frau Sperling wohl gern so.

Da ist zum Beispiel gleich auf seinen ersten Schritten das Kix des Buntspechts zu hören. Ein Standvogel, der schon einmal in ein infernalisches Trommeln ausbrechen kann, wenn ihm der Stadtlärm zu bunt wird. Ein Auto rumpelt über die Kopfsteinpflasterstraße. Da, ein letztes Kix, und der Buntspecht ist verschwunden. Das Trommeln kommt allerdings von oben. Es ist Frau Sperling, die ausgerechnet jetzt ihren Balkon mit einem Besen fegen muss. Der frühe Vogel fängt den Wurm, heißt es. Nichts wie weg also.
...


OKTOBERFESCHT
(Annemarie Regensburger)

Fanget
in Münchn
's Drognfescht
Nummer zwoa ou
wurn sig alle
's Maul derreißn
aber
's Drognfescht
Nummer uas
hoaßt ja lei
Oktoberfescht
und geaht
's ganze Jahr