DUM NR. 43 ZUM THEMA "BOBOS"

DONNERSTAG, 27. SEPTEMBER 2007
ORT: ULNÖ (STEINER LANDSTR. 3, 3504 KREMS)
BEGINN: 20 UHR ** EINTRITT: EUR 7,- / ERMÄSSIGT EUR 5,-
Bobos - das sind die NachfolgerInnen der Yuppies - jener Erfolgsgeneration der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, die sich nie hätte träumen lassen, daß sie irgendwann schlicht out sein würde, daß es nach ihr auch kurz die Dinks geben würde (double income no kids), die sich allerdings als Neologismus nie richtig durchsetzen konnten und denen im Moment sowieso allen miteinander der Rang von den Bobos abgelaufen wird - jener Neuerfindung einer Jeunesse dorée, die wie jede generationsbedingte Modeerscheinung meint, den tiefsten Suppenteller ganz neu ersonnen zu haben.

Bobos (zusammengesetzt aus bourgeois und Bohémien) gelten als die Gewinner der Internet-Generation, eine Spezies, die einen eigentlich unmöglichen Spagat mit gelangweilt-elitärer Eleganz zusammenbringt, welche jene Personen, die Begriffe wie "Geradlinigkeit" und "Ideologie" fehlerfrei aussprechen können, staunen macht: Bobos sind IndividualistInnen und doch Szene-Groupies, täuschen z.B. einen "echten Arbeitergroßvater" vor, um authentisch zu wirken, was sie allerdings nicht hindert, in überteuerten Designerläden Hochpreisiges zu erstehen und in In-Freßtempeln zu speisen. Oder sind sie doch ganz anders? Nachzulesen u. a. im Buch von David Brooks Die Bobos - und live mittels Textpräsentationen zu erleben im ULNÖ.

Angelika Reitzer
Geboren 1971 in Graz, Studium der Germanistik in Salzburg und Berlin; verschiedene Arbeiten im Kunst- und Kulturbereich, lebt in Wien. Schreibt Prosa, Lyrik und dramatische Texte. Veröffentlichungen bislang in Literaturzeitschriften und Anthologien; österreichisches Staatsstipendium für Literatur, Manuskripte-Literaturförderungspreis, Hermann-Lenz-Stipendium 2007. Taghelle Gegend ist Reitzers Debütroman.

Taghell: die Luft rundherum, der ganze Raum hat genug Licht, das
klar und deutlich abgegrenzt ist gegen die Gegenstände,
die sich auch hier aufhalten. (Verschiedene Stoffflecken
in einer alten Kiste, Platten, die Möbel eher zwanglos im
Raum verteilt, ein schäbiger Fauteuil/liegt genug Sentimentalität
darauf, um die Polster auch im nächsten
Jahr nicht zu reinigen.) Der Anfang könnte schleierhaft
bleiben/Nebel, im Schlaf oder im Traum ist auch alles
nicht so deutlich zu erkennen.


Thomas Ballhausen
Der 1975 geborene Schriftsteller und Kulturwissenschafter lebt in Wien, ist Redakteur der Pop-Kulturzeitschrift skug, Gründungsmitglied des Online-Literaturprojekts die flut und Mitarbeiter des komparatistischen Kunst- und Forschungsprojekts projekt berggasse und kann auf zahlreiche Einzelpublikationen verweisen. Sein aktueller Titel Die Unversöhnten erscheint 2007 bei Skarabaeus:

Im toten Briefkasten hinterlegt, sagt die Stimme in der Aufzeichnung. Auf diesem Weg bekomme ich meine Aufträge. Man möchte sich nicht mit mir persönlich abgeben, mich treffen. Man hält mich inzwischen wie ein trauriges, tödliches Haustier, das man bei unangenehmen Gelegenheiten hervorholt, damit es den kleinen Garten vor dem hübschen Häuschen von den Eindringlingen befreit.

Markus Köhle
Markus Köhle (1975) liest und schreibt wann und wo immer er kann, er arbeitet und lebt in Innsbruck, liebt in Wien und fährt gerne Zug. Er ist Moderator und Organisator des monatlichen Bierstindl-Poetry-Slams in Innsbruck, Mitherausgeber des literarischen Fotomagazins flash und Schlagzeuger des Duos Abendroth, mehr Info unter: www.autohr.at.

Aktuelle Arbeiten: Pumpernickel (Skarabaeus 2003), Abendroth goes L-E-L (Idyllic Noise 2003), Couscous à la Beuschl (Kyrene 2004), Letternletscho (Sisyphus 2004), Brahmskoller (edition ch 2005), Sprachknoten. spoken word, CD gemeinsam mit Mieze Medusa (Sisyphus Verlag 2007), Riesenradschlag. 25 Briefe aus Wien von Markus Knack (Edition 20er, 2007).

Bevor ich das Eloquenzeffizienzoptimierungsprogramm entwickelte, verdingte ich mich als Wortbäcker. Das war zwar ein weitgehend brotloser Job, er machte mich aber zufrieden. Denn der Wortbäcker muss sehr früh aufstehen, früher als alle anderen. Zumal die Worte ja schon da sind und zwar für alle. Worte warten darauf eigenwillig geknetet und in Form gebracht zu werden. Freilich ist es kein Honiglecken sich tagein tagaus mit dem Sprachteig herum zu schlagen, das kann ich garantieren, so wahr die Sprache in Bewegung ist, aber es macht Spaß. Meiner AMS-Betreuerin Frau Brenneis war das allerdings zu wenig. Sie wollte mehr von mir.
(Aus: Der Wortvertreter)