SÖHNE UND PLANETEN

AUTOR: CLEMENS J. SETZ
REZENSION: KATHRIN KUNA
Väter und Söhne kreisen in diesem Roman auf ihren eigenen, völlig unterschiedlichen Bahnen. Diese sind meist weit voneinander entfernt. Dennoch können sie einander nicht negieren. Steht doch immer wieder einer im Schatten des anderen. Jeder bleibt ein unbewohnter Planet, eine Insel, wenn man so will. Versuche diese besiedeln zu lassen, konkret Beziehungen zu und mit Frauen gestalten sich kompliziert. Eigentlich bleiben sie unmöglich.

Was Clemens J. Setz hier erzählt ist die Geschichte vom Schriftsteller René Templ, der sich selbst nach einem Vater sehnend seinem eigenen Sohn gegenüber völlig unfähig und unverantwortlich verhält. Ersatz für seinen nicht vorhandenen Vater findet Templ in Karl Senegger, dessen Sohn sich umgebracht hat. Was ihn wiederum auch zum gescheiterten Vater macht. Senegger hat außerdem das Problem, dass sein Verlag sein neues Buch zurückhält. Dieser Handlungsstrang wird im zweiten der vier Teile des Romans dargelegt und zeigt, dass Setz sein Germanistikstudium eben so akribisch betrieben hat, wie Studien über den Literaturbetrieb.

Fehlbarkeit und Verzweiflung

Nie wirkt der Roman unglaubwürdig. Sehr präzise werden die Personen in ihrer Fehlbarkeit und Verzweiflung dargestellt. Intelligent überlappen einander inhaltliche und sprachliche Ebene. Isolierte Wesen werden in scheinbar isolierten Kapiteln vorgestellt. Zahlreiche Querverweise und Zitate betten all das in einen Kontext ein, der vielleicht gar nicht nötig gewesen wäre, es aber möglich vielleicht sogar notwendig macht, diesen Roman auch ein zweites Mal zu lesen.

Clemens J. Setz studiert auch Mathematik. Den durchdachten und gut konstruierten Aufbau des Romans darauf zurückzuführen, wäre wohl etwas banal. Die Vermutung allerdings, dass dieses biographische Faktum auch Einfluss auf die in den Geschichten präsentierte Weltanschauung hat, sei angestellt.

Man wünscht sich Menschlichkeit

Ein neuer Daniel Kehlmann, meine Damen und Herren? Vielleicht. Es bleibt zu wünschen, dass sich noch mehr Menschlichkeit in die Beobachtungen einschleicht und der Literaturmarkt nicht nur einen intelligenten, jungen poeta doctus feiern und vereinnahmen wird, sondern auch den sensiblen und verschreckten Beobachter weiter werken lässt!

Ein Romandebüt, das man kennen sollte. Ja, man sollte es auch gelesen haben.

CLEMENS J. SETZ, SÖHNE UND PLANETEN, Residenz Verlag 2007. ISBN 978-3-7017148-4-1