GRAZER PARTITUREN

AUTOR: HELWIG BRUNNER
REZENSION: ERIKA WURZENRAINER
Eine Poesiesafari durch Graz. Klingt anregend, nicht wahr? Klingt aber nur so. In Echtzeit ist es Buch lesen. Also noch eine ganzes Stück intensiver. Sechs mittige Zeilen pro Seite, eine siebte weiter drunten, auf 109 Seiten, eine schöne Zahl, in einem wassergraublauen Buch. Im rechts gehaltenen unteren Drittel des sonst weiss in schwarz beschrifteten Ding namens Vorderansicht oder Cover, klebt ein Stück Musikpartitur auf taiwanesisch. Herr Helwig Brunner und noch ein paar Menschen haben sich von ihrer guten-Geschmack-Seite gezeigt.

Noch nicht zum Text: interessant die kursiv gestellten Gedichttitel innerhalb derselben. Optisch dekorativ oder wissentlich praktisch arrangiert? Endlich fast zum Text: was ist eigentlich schön an einem Gedicht? Ein Wort, ein Satz oder WAS? Ein Gefühl an eine Erinnerung, eine Erfindung an eine nie dagewesene Erinnerung, eine Erinnerung an ein irgendwann dagewesenes Gefühl oder die pure Optik der ausgewählten Worte. Prinzipiell ist alles schön.

Herr Helwig Br. will scheinbar angenehm unangenehme Lyrik. Er will zu wenig. Was er will bringt er zu Papier. Er will aber zu wenig. Jemand, der Gedichttitel findet wie "und rotz dich aus", dazu das gehörige Poem schreibt, will etwas. Jemand, der eines seiner Gedichte "mehr mut zur feigheit" nennt, will zu wenig.

Fazit: aus diesen Gründen gut lesbar, interessanter Kinnbart, ein nicht ganz gewöhnlicher Name. Herr Helwig Brunner, wollen Sie bitte mehr und bringen Sie es dann zu mir.

Helwig Brunner, Grazer Partituren, Edition Literatur, ISBN 3854891040